Nebst Hypes wie die quadratischen Cubes oder neuen Entdeckungen wie das Vagabond, wollten wir auch wenigstens einmal das traditionelle britische Essen kennenlernen. Unsere Freunde überraschten uns mit einem Sunday Roast. Wir kannten das britische Traditionsgericht bis dahin nicht wirklich. Auf irgendeiner Reiseplattform haben wir mal davon gelesen, aber wirklich ein Bild von der besonderen Mahlzeit hatten wir nicht.
Bevor wir zu unseren Erfahrungen kommen, wie immer ein paar Informationen für deinen nächsten Small Talk. Falls du dafür keine Zeit hast, scrolle direkt runter zum Abschnitt «Qual der Wahl».
Der Sunday Roast ist quasi der britische Sonntagsbraten. Das heisst, das Gericht wird in der Regel an einem Sonntag serviert und nämlich um den Mittag herum oder am frühen Nachmittag. Gemäss verschiedenen Quellen soll der Sunday Roast im 18. Jahrhundert entstanden sein. Damals kam die Landwirtschaft in Aufschwung durch ertragssteigernde Produktionsmethoden. Wahrscheinlich entstand die Tradition um den Sunday Roast mehr oder weniger zufällig. Damals war es üblich, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, und so wurde das Fleisch vor dem Kirchgang in den Ofen geschoben und nach der Rückkehr zur Mittagszeit gegessen.
Qual der Wahl - wo gibt es den besten Sunday Roast?
Wenn du in London bist und die besondere Tradition kennenlernen möchtest, hast du viele verschiedene Möglichkeiten. Es gibt haufenweise Restaurants, die am Sonntag das Gericht anbieten. Bei uns war es so, dass unsere Freunde einen Tisch im «Hawksmoor Wood Wharf» reservierten. Das Steak House befindet sich im Stadtviertel Canary Wharf, was übrigens unsere absolute Lieblingsgegend Londons ist.
Die Gegend ist bekannt für einen gewissen Wohlstand und ist extrem sauber und modern. Darum mögen wir die Gegend aber nicht. Uns gefällt besonders die Lage. Canary Wharf befindet sich nämlich im ehemaligen Hafengebiet und so quasi direkt an der Themse. Hier hat man nicht das Gefühl, in einer hektischen Grosstadt zu sein, du kannst der Themse entlang laufen und es dir auf einer Bank gemütlich machen.
Trotzdem gilt das Quartier als sehr schick, du kannst dir also sicherlich vorstellen, dass auch das Restaurant sehr nobel war. Es gibt sicherlich auch in anderen Gegenden Restaurants, die einfacher sind und trotzdem einen guten Sunday Roast anbieten.

Mehr als nur ein Lunch
Wir trafen kurz nach Mittag im «Hawksmoor» ein und merkten schnell, dass die Gäste an diesem Tag wohl alle für den Sunday Roast da waren. Kein Wunder, denn das hochstehende Restaurant wurde schon mehrmals für den besten Sunday Roast ausgezeichnet.
Das Sunday Roast im Steakhouse umfasst eigentlich immer genau das Gleiche: langsam gebratenes Roastbeef, Yorkshire Pudding, Kartoffeln, Buttergemüse, gerösteter Knoblauch und Bratensauce. Natürlich kannst du beim Roastbeef deine gewünschte Garstufe angeben. Zudem kannst du zusätzliche Beilagen bestellen. Je nachdem gibt es auch noch spezielle Tagesangebote, beispielsweise einen Sunday Roast mit Lammfleisch anstatt Roastbeef. Wir bestellten die normale Variante und als zusätzliche Beilage auf Empfehlung unserer Freunde einen «Käse-Blumenkohl-Gratin».

Riesige Überraschung für Foodies
Nach unserer Bestellung ging es nicht lange, und wir erhielten neues Besteck. Im Nachhinein verstanden wir auch, warum wir ein Steakmesser brauchten. Etwa eine Viertelstunde später kam dann auch schon der Sunday Roast. Wir waren ziemlich überrascht, wie gross die Portionen waren.
Die Teller waren so was von gefüllt und als unsere erste Mahlzeit an diesem Tag war es eigentlich viel zu viel. Zusätzlich wurde uns noch ein Töpfchen Bratensauce auf den Tisch gestellt und dann ging es los. Das Fleisch war wirklich extrem gut. Die auf der Website angepriesene Qualität hat man wirklich gemerkt. Die Kartoffeln schmeckten ebenfalls gut, waren aber natürlich nichts Ausgefallenes. Wirklich gut fand ich den gebratenen Knoblauch, der so weich war, dass ich ihn auf die Kartoffeln oder den Yorkshire-Pudding schmieren konnte.
Der Yorkshire-Pudding kannst du dir als soufflé-artiges Brot vorstellen. Manchmal wird er auch als Nachspeise mit Konfitüre oder Zuckersirup serviert. Ich fand den Yorkshire-Pudding sehr gut. Das Gemüse war ebenfalls lecker. Man hätte auch noch nachbestellen können, aber wir waren so voll. Teilweise waren unsere Teller auch nicht leer gegessen. Die Portionen sind riesig und für Menschen wie wir, die eigentlich eher weniger Mittag essen, war es zu viel. Das Preis-Leistungs-Verhältnis war wiederum absolut in Ordnung.
Fazit: Einmal eine richtige britische Tradition kennenzulernen, würde ich dir auf jeden Fall empfehlen. Es gibt nichts Tolleres, als in einem fremden Land ein Teil der dortigen Kultur kennzulernen. Durch unsere Freunde durften wir ein Sunday Roast der Extraklasse probieren. Das Essen im Steakhouse war wirklich sehr sehr gut. Auch das Ambiente war toll, es war sehr gemütlich und der Service liess nicht zu Wünschen übrig.
Bezüglich des Preises findest du unten genaue Angaben. Uns war das Erlebnis, das Geld auf jeden Fall wert. Würde man in der Schweiz Roastbeef bestellen und dann auch noch mit so vielen Beilagen und kostenlosem «Nachschöpfen» und in dieser Qualität wäre der Preis auf jeden Fall höher. Natürlich ist es nicht günstig und vielleicht findest du auch Restaurants, die für ein paar Pfund weniger einen Sunday Roast anbieten. Laut unseren Freunden bewegen sich die Preise normalerweise aber in einem sehr ähnlichen Bereich.
Kosten:
– 27 Pfund pro Person für Sunday Roast
– 7 Pfund für “Cauliflower cheese” Beilage
– Rund 35 Pfund für Getränke für 4 Personen (teilweise mehrmals bestellt)