Wie im Beitrag “Ausser Atem auf den Strassen in San Francisco” erwähnt, besuchten wir zuerst eine Citytour. Der inkludierte Ausflug nach Alcatraz fand am Nachmittag statt.
Das wohl bekannteste Gefängnis der Welt
Tickets für Alcatraz müssen unbedingt im Voraus gekauft werden. Vor Ort gibt es so gut wie nie freie Tickets. Als wirt dort waren, hiess es, die nächsten Tickets seien verfügbar für den 28. August, dort waren wir am 11. August. Gekauft haben wir die Tickets mit der Stadttour als Kombi-Angebot über “GetYourGuide“. Pünktlich um 14.30 Uhr ging es mit der Fähre los. Das Boot war voll mit Touristen. Man konnte auf dem oberen Deck draussen sitzen oder im Innern. Die Fahrt ging rund 15 Minuten. Auf der Insel gingen wir mit all den anderen Touristen von Bord und wurden erst mal von einer “Wächterin” begrüsst, beziehungsweise von einer Angestellten des Museums. Sie erklärte uns, wie Alcatraz aufgebaut ist, wo die Audioführung startet und sonstige wichtige Informationen, damit sich auf der Insel jede Person zurechtfand.
Die Frau stand vor einem Gebäude, auf welchem in roter Schrift “Indians Welcome; Indian Land“ stand. Zu dem Graffiti erklärte sie einige spannende Dinge: In San Francisco ansässige Indianerstämme besassen als alle erste die Insel Alcatraz. Sie gingen dann ein Abkommen mit dem damaligen Bürgermeister der Stadt ein, dass die Insel als Militärstützpunkt genutzt werden durfte. Nach der Ära als Militärstützpunkt wurde Alcatraz als Gefängnisstandort genutzt. Anfangs 1960er-Jahre hat sich immer mehr herauskristallisiert, dass sich der Gefängnisbetrieb nicht mehr lohnt. Die Gebäude verfallen immer mehr und das Gefängnis ansprach nicht mehr den damaligen Anforderungen. In 1963 wurde der letzte Häftling entlassen. Danach stand Alcatraz erst mal leer und die Stadt San Francisco wollte die Insel für viel Geld verkaufen. Den Nachkommen der Indianerstämme, denen die Insel eigentlich gehört, hat das Vorgehen der Stadt nicht gepasst. Sie protestierten und in einer Nacht und Nebelaktion besprühten sie das erste Gebäude, das man bei Ankunft auf der Insel sieht, mit Graffiti voll. Schlussendlich hat die Stadt die Insel nicht verkauft, den Besitz jedoch auch nie offiziell den Indianerstämmen zugeschrieben.
Mit John Bahner, Leon "Whitey" Thompson und James Quillen auf Entdeckungstour
Nach der informativen Begrüssung liefen wir ein wenig über die Insel. Es gibt nämlich nicht nur den Gefängnistrakt, sondern auch andere Gebäude wie ehemalige Offizier-Wohnungen oder ein Elektroshop. Diese Gebäude waren mit Infotafeln ergänzt worden, jedoch konnte man sie nicht von innen betreten. Das finden wir sehr schade, weil es schon interessiert hätte, wo damals, als die Insel ein Kriegsstützpunkt war, die Offiziere gelebt haben. Es ist auch nicht die ganze Insel zugänglich, sondern nur der vordere Bereich. Auf der Insel gibt es viele verschiedene Tierarten und die bekannten Gärten von Alcatraz.
Wir sind dann ziemlich schnell hoch zum Gefängnistrakt, dieses Gebäude liegt auf dem höchsten Punkt der Insel. Dort startet auch die Audiotour durch das Gefängnis. Bereits in der Warteschlange wurde uns bewusst, dass wir hier mitten in einem verlassenen Gefängnis stehen. Der Eingangsbereich liegt nämlich auch im ehemaligen Eingangsbereich des Gefängnisses. Beziehungsweise wurden die Häftlinge (es gab nur Männer in Alcatraz) hier in Empfang genommen, mussten sich waschen und die Kluft der Häftlinge anziehen. Die eigentliche Tour startete dann in dem Bereich der alten Zellen. Die Tour wurde von ehemaligen Häftlingen und Wärter geleitet, besser gesagt erzählten ihre Stimmen alles Wichtige und Spannende zu Alcatraz und das während rund einer Stunde.
Zusatzinfo: Während unserem Besuch auf Alcatraz herrschten strikte Coronamassnahmen. So mussten wir durchgehend eine Maske tragen. Ausserdem wurden keine Kopfhörer verteilt, sondern das Audiogerät in Folie eingepackt und so an das Ohr gehalten. Am Ende der Tour musste man den eingepackten Rekorder abgeben, dieser wurde dann desinfiziert. Bitte beachtet die geltenden Regeln und informiert euch bestenfalls im Voraus.
Rein in die Zelle, vorbei an der Bibliothek und raus auf den Sportplatz
Die Tour führte uns im eigenen Tempo durch den gesamten Gefängnistrakt. Wir hatten auch immer wieder die Möglichkeit, die Tour zu stoppen und eine Pause einzulegen. Unter anderem sahen wir den ehemaligen Essraum, die Gefängnisbibliothek und den Sportplatz, welcher der einzige Ort war, wo die Gefangenen frische Luft schnappen konnten. Natürlich sahen wir auch die wohl bekanntesten Gefängniszellen weltweit. In einer der Zelle waren die Gebrüder John und Clarence Anglin untergebracht, in der anderen Zelle lebte Frank Morris. Das Trio wurde aufgrund ihrer spektakulären Flucht bekannt. Sie gruben sich durch die Belüftungsschächte in ihren Zellen frei. Bis heute weiss man nicht, ob die drei die Flucht überlebten oder im Meer ertranken. Im Museum erklärte uns eine Mitarbeitende, dass schon viele Menschen von der Insel an die Küste San Francisco schwammen, unter anderem auch ein Junge. Rhein theoretisch könnten die drei Männer, die noch immer auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher stehen, also in Ruhe irgendwo in Leben als Rentner geniessen.
Die Tour endete im Souvenirshop, wo wir ausnahmsweise auch eine Kleinigkeit einkauften. Grundsätzlich kann man mit einem Ticket so lange wie man will, auf der Insel bleiben. Wir sind aber nach dem Shopping auf die nächste Fähre Richtung Festland. Die Rückfahrt hatte es nochmals in sich. Der Himmel wechselte von Blau zu Grau und die Wellen wurden nämlich immer grösser. Tatsächlich brach eine Welle direkt auf Höhe des Boots und alle Passagiere, die auf dem oberen Deck sassen, wurden nass. Rate jetzt mal, auf welchem Deck wir waren …
Fazit: Alcatraz ist einfach ein Muss. Einmal in den Gängen des legendären Gefängnisses zu stehen und sich die Zellen von Morris, Anglin und Co. anzuschauen, ist eine einmalige Erfahrung. Wir waren nur ein wenig enttäuscht, das nur das eine Gebäude zugänglich war und auch nicht die ganze Insel erkundet werden konnte. Die Tour ist aber sehr gut gemacht und auch die Organisation ist sehr gut. Wir hatten keinerlei Probleme am Hafen in San Francisco einzuchecken und auf die richtige Fähre zu steigen. Man muss nicht einen ganzen Tag für Alcatraz einplanen. Ich würde dir empfehlen, mit der Audiotour zwischen 2-3 Stunden für einen Ausflug auf die Insel einzuplanen. Falls du flexibel bist, würde ich Randzeiten nutzen, als wir am Nachmittag und in den Sommerferien den Ausflug unternommen haben, war die Insel schon sehr voll mit Touristen aus alles Welt. Ein weiterer Minuspunkt ist der Preis: Erwachsene zahlen pro Ticket rund 50 Dollar.
Finanzieller Überblick:
– circa 270 Dollar für 2 Kombitickets Citytour und Alcatraz für 2 erwachsene Personen gebucht über “GetYourGuide“
– circa 40 Dollar für Wasser und Souvenir im Touri-Shop auf Alcatraz